Reduzierung der überhöhten Schwarzwildbestände und Verringerung des Risikos einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

Zum aktuellen Thema "Afrikanische Schweinepest" eine Pressemitteilung (15.01.2018) vom Bundesverband Deutscher Berufsjäger e.V.

Reduzierung der überhöhten Schwarzwildbestände und Verringerung des Risikos einer Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP)

Die Afrikanische Schweinpest kommt aus Osteuropa immer näher und bedroht damit unsere Haus- und Wildschweinbestände. Diese Erkenntnis ist nicht neu, der Bundesverband Deutscher Berufsjäger hat sich bereits auf seiner Fachtagung in 2015, auch mit Unterstützung durch das Friedrich-Löffler-Institut, intensiv damit ausein-andergesetzt. „Das Thema ist sehr ernst zu nehmen und bedarf deshalb vor allem sachgerechte Maßnahmen und Entscheidungen. Blanke populistische Forderungen wie z.B. die nach einer 70%igen Verringerung des Wildschweinbestandes nützen da wenig, sind sogar in der Sache schädlich, weil sie in erster Linie nur Fronten verhärten und einem sachgerechten Dialog im Wege stehen“, sagt Wildmeister Bernd Bahr, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Berufsjäger.

„Fakt ist, dass die vielerorts bereits seit Jahren überhöhten Wildschweinbestände nun professionell, nachhaltig und dennoch tierschutzgerecht deutlich zurückgeführt werden müssen“.
Im Zeichen einer weit fortgeschrittenen Intensivierung und Spezialisierung der Landwirtschaft und durch Veränderungen von Umweltbedingungen natürlicher Art mit sehr hohem Fraß- und Deckungsangebot hat das Schwarzwild Reproduktionsraten von bis zu 300 % erreicht.

Traditionelle Bejagungsformen haben parallel dazu nicht zu den notwendigen Streckenzahlen geführt, um die hohen Zuwächse abzuschöpfen. Bedingt dadurch sind Schwarzwildbestände kontinuierlich herangewachsen und führen zu den heutigen, umfassenden Problemstellungen.

Wildbiologische Untersuchungen und jagdpraktische Beobachtungen zur Reproduktion zeigen eindeutig, dass der Hauptzuwachs aus der Frischlingsklasse hervorgeht, die zahlenmäßig am meisten im Bestand vorhanden ist und deren weibliche Stücke mit bis zu 85% schon selber reproduzieren.

„In dieser Altersklasse läuft der „Motor der Population“ auf Hochtouren“, weiß Wildmeister Peter Markett, beratender Berufsjäger des Landes NRW aus seiner langjährigen Praxis zu berichten. „Da Frischlingsbachen noch ihren gesamten Reproduktionserfolg vor sich haben, ist deren Erlegung im Sinne der Bestandsreduktion am wirksamsten. Diese Altersklasse muss deshalb so intensiv bejagt werden, dass möglichst der gesamte Zuwachs eines Jahres erlegt wird. Nur dadurch kann erreicht werden, dass Bestände effektiv und nachhaltig dezimiert werden“, so Markett, der auch mit dieser Erkenntnis viele renommierte Wildbiologen hinter sich weiß.

Der sehr schwierig durchzuführende, elterntiergerechte Abschuss von Führungsbachen ist nebenbei nicht tierschutzkonform durchführbar und kann nur nach bestimmten Kriterien und Gegebenheiten erfolgen.

Die Liberalisierung der Jagdzeiten für Schwarzwild durch weitestgehende Aufhebung von Schonzeiten in einigen Bundesländern (z.B. Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern) zeigen sehr deutlich, dass die erhoffte Bestandesreduzierung eindeutig nicht stattgefunden hat, sondern genau das Gegenteil erreicht wurde. Die bevorzugte Erlegung von stärkeren und älteren Stücken hat zur Verjüngung der Gesamtpopulation geführt, mit den negativen Folgen, dass die Bestände desorganisiert und dynamisiert wurden: ein wahres Förderprogramm zur Bestandesexplosion wurde aufgelegt. Zusätzlich richten diese Bestände hohe Wildschäden an und sind sehr mobil, was insbesondere bei drohenden Seuchenzügen als sehr kritisch zu betrachten ist.

Ein „weiter so“ mit gleichzeitig weiter enthemmtem Umgang mit dieser hochintelligenten Wildart muss zwangsläufig in die Sackgasse führen! Es ist höchste Zeit für eine professionelle, an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtete Bejagung, die dann zur nachhaltigen Reduktion der Schwarzwildbestände führt.

Der BDB fordert daher mindestens eine:

  • intensivierte und ganzjährige Jagd auf Frischlinge
  • Schonzeit vom 1.Februar bis 31.Juli für Überläufer, Bachen und Keiler (Elterntierschutz)
  • am Lebensraum ausgerichtete, großräumig abgestimmte und professionell gesteuerte revierübergreifende Bejagung
  • aktive, praktische Unterstützung durch die Landwirtschaft in den Revieren (z.B. Bejagungsschneisen in Feldfrüchten)
  • entbürokratisierte und kostenfreie Unterstützung der Genehmigungen zur Durchführung von Verkehrsregelungen zur Absicherung von Jagden
  • Schaffung von Erlegungsanreizen durch Erlass der Untersuchungsgebühren und flankierenden, attraktiven Vermarktungsmöglichkeiten

Der Bundesverband Deutscher Berufsjäger (BDB) vertritt die einzige Berufsgruppe, die sowohl das jahrhundertealte Handwerk Jagd mit seinen vielseitigen Aufgabenbereichen als auch die Erfordernisse eines modernen Wildtier- und Umweltmanagements im Rahmen einer drei-jährigen, staatlich anerkannten Ausbildung erlernen. Eines der wichtigsten Ziele des BDB, welches auch in der Satzung verankert ist, ist die Förderung und Betreuung des Nachwuchses im Ausbildungsberuf „Revierjäger/in“. Das sich der Verband in diesem Bereich stark engagiert, wird auch dadurch deutlich, dass das für die Revierjägerausbildung auf Bundesebene (ohne Bayern) zuständige Kultusministerium in Niedersachsen mit dem BDB eine Kooperation einge-gangen ist und der Verband die Fachausbildung durch Gastreferenten in der Berufsfachklasse für die Revierjägerausbildung in Northeim organisiert.